
Jedes Jahr finden in Deutschland rund 17,6 Millionen Operationen statt. Laut Schätzungen gelten bis zu 30 Prozent dieser Eingriffe als medizinisch nicht notwendig. Das wirft eine entscheidende Frage auf: Wann ist eine Operation wirklich notwendig? Und wer entscheidet darüber? Dieser Artikel beleuchtet die Problematik unnötiger Operationen, gibt praktische Entscheidungshilfen und zeigt, wann rechtlicher Beistand sinnvoll ist.
Wann ist eine OP medizinisch notwendig?
Eine Operation ist medizinisch notwendig, wenn der Nutzen der Behandlung deutlich über den Risiken liegt und keine gleichwertigen, weniger invasiven Alternativen zur Verfügung stehen. Das kann etwa bei Tumoren, schweren Unfällen oder inneren Blutungen der Fall sein. In vielen anderen Situationen ist die Indikation hingegen nicht eindeutig.
Gerade bei Gelenkoperationen, Wirbelsäuleneingriffen oder Eingriffen an der Schilddrüse häufen sich die Hinweise, dass konservative Therapien oft ebenso wirksam wären. Studien zeigen, dass über 70.000 Schilddrüsenoperationen jährlich durchgeführt werden, obwohl in rund 90 Prozent keine bösartige Erkrankung vorliegt.
Wer entscheidet, was medizinisch notwendig ist?
Rein rechtlich entscheidet die Ärztin oder der Arzt über die medizinische Notwendigkeit einer OP – auf Basis der Leitlinien, ihrer Erfahrung und nach Aufklärung des Patienten. Doch hier liegt ein entscheidendes Problem: Auch ärztliche Empfehlungen können subjektiv gefärbt oder wirtschaftlich motiviert sein.
Typische Fragen vor einer OP
- Gibt es nicht-operative Alternativen?
- Was passiert, wenn ich auf die OP verzichte?
- Welche Risiken birgt der Eingriff?
- Wie häufig führt die Klinik oder der Operateur diese OP durch?
- Ist eine Zweitmeinung sinnvoll?
Diese Fragen sind nicht nur medizinisch wichtig, sondern auch juristisch relevant. Denn nur eine informierte Entscheidung ist eine wirksame Einwilligung. Wird die Aufklärung vernachlässigt, kann ein sogenannter Aufklärungsfehler vorliegen – mit Anspruch auf Schadensersatz.
Wenn die OP unnötig war und Schaden entstand
Besonders problematisch wird es, wenn eine OP nicht nur überflüssig, sondern auch fehlerhaft war. Bei Komplikationen, die durch nicht indizierte Eingriffe entstehen, kann eine Arzthaftung bestehen. Dazu zählen:
- Infektionen
- Nervenverletzungen
- Thrombosen
- psychische Belastungen
Fühlen Sie sich falsch behandelt? Wurden Sie zur OP gedrängt oder unzureichend über Alternativen aufgeklärt? Dann sollten Sie rechtliche Schritte prüfen lassen.
Wann zum Anwalt für Medizinrecht?
Sobald ein gesundheitlicher Schaden nach einem Eingriff aufgetreten ist und Zweifel an der Notwendigkeit bestehen, sollten Sie sich juristisch beraten lassen. Unsere Kanzlei prüft für Sie, ob ein Behandlungs- oder Aufklärungsfehler vorliegt und ob Ansprüche auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld bestehen.
Unser Tipp:
Lassen Sie Ihre Patientenakte prüfen und holen Sie eine unabhängige Zweitmeinung ein. Beides kann die Basis für eine erfolgreiche rechtliche Durchsetzung sein.
Quelle: FOCUS online, „Millionen OPs sind überflüssig – welche Fragen Sie vorher stellen sollten“, 18.06.2025