Erschütternde Erkenntnis:
Trotz der bekannten Gefahren nehmen viele kleine Kliniken immer noch Operationen und Behandlungen vor, mit denen sie tatsächlich überfordert sind!
Sei es die mangelnde technische oder personelle Ausstattung oder schlicht fehlende Erfahrung und Fachkompetenz – nichts scheint manche Kliniken davon abzuhalten, Ihre Kassen zu füllen.
Dass es dadurch zu einer zum Teil erheblichen Gefährdung der Patienten mit der Folge auch schwerster Gesundheitsschäden bis hin zu deren Versterben kommt, scheint dabei keinen Verantwortlichen zu interessieren.
Der AOK-Bundesverband hat 1400 deutsche Kliniken auf ihre Qualität hin untersucht und diesen Missstand (wieder einmal) bestätigt,
In dem Qualitäts-Monitor hat die AOK diesmal v.a. die Qualität von Herzklappen-Operationen, Brustkrebs-Behandlungen und die Versorgung Frühgeborener geprüft.
Das Ergebnis: In vielen Krankenhäusern herrsche ein Klima der Gelegenheits-Chirurgie. Dadurch würden unnötig Menschenleben aufs Spiel gesetzt.
Obwohl höchste Qualitätsansprüche gerade bei Brustkrebs-Operationen selbstverständlich sein sollten, behandelt jede vierte Klinik durchschnittlich nur acht solcher Patienten pro Jahr!
Demgegenüber kommen spezialisierte Brustkrebs-Zentren auf mindestens 100 Operationen pro Jahr. Mit diesem Erfahrungsvorsprung gehe auch eine höhere Überlebens-wahrscheinlichkeit der betroffenen Patientinnen einher.
Zu entsprechenden Ergebnissen kommt der Qualitäts-Monitor auch bei Herzklappen-Operationen: In Krankenhäusern mit Fallzahlen unter 100 liegt die Zahl der Todesfälle um 46 Prozent höher!
Nicht minder gefährlich die Versorgung von Frühgeborenen. Jedes fünfte Frühchen werde in einem Krankenhaus ohne entsprechende Spezialisierung geboren. Dort liege dieSterblichkeitsrate um 50 % höher.
Die AOK fordert deshalb: Die Politik muss viel stärker auf die Spezialisierung der Krankenhäuser drängen. Bisher sei „der feste Wille zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität in der Großen Koalition, aber auch in der Krankenhausplanung der Bundesländer nicht mehr erkennbar“, so der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch.
Die Erkenntnisse des Qualitäts-Monitors decken sich leider mit unseren Erfahrungen:
Schlechte Schulung des Personals, fehlendes Fachpersonal, Ärzte, die zwischen den Klinikbetrieben aufgeteilt werden und selbst im Notfall nur schwer zu erreichen sind, fehlende Blutkonserven, schlechte Diagnosefähigkeiten, fehlende organisatorische Absprachen… die Liste der Mängel ließe sich verlängern. Die Folge ist ein katastrophales Behandlungsmanagement auf Kosten der Patienten.
Was mich aber besonders schockiert: Selbst wenn die Patienten oder deren Angehörige dringend um eine Verlegung an ein großes Krankenhaus bitten, wird dies oft verweigert. Hat man nicht den Mut, seine fachlichen Grenzen einzugestehen oder ist man tatsächlich so auf Einnahmen angewiesen, dass man bereit ist, den Patienten gegebenenfalls zu „opfern“?
Einige meiner Mandanten verdanken der Ehrlichkeit des Pflegepersonals i.Ü. ihr Überleben. Diese warnten die Angehörigen und forderten eindrücklich dazu auf, eine Verlegung durchzudrücken: Nehmen Sie ihren Angehörigen hier raus oder er wird es nicht überleben…
Die Gesundheit der Patienten bzw. deren Recht auf Wahrung der größtmöglichen Überlebenschance verpflichtet zum Handeln! Jetzt!
Das wünsche ich uns
Ihre Fachanwältin für Medizinrecht
Alexandra Glufke-Böhm